Droste-Hülshoff

Droste-Hülshoff
Drọste-Hụ̈lshoff,
 
Annette Freiin von, eigentlich Anna Elisabeth Freiin von Drọste zu Hụ̈lshoff, Dichterin, * Schloss Hülshoff bei Münster 10. 1. 1797 (nach anderen Quellen 12. 1.), ✝ Meersburg 24. 5. 1848; lebte zunächst auf der Wasserburg Hülshoff, seit 1826 im »Rüschhaus« bei Nienberge (heute zu Münster); die auch musikalisch (Liedkompositionen) und zeichnerisch begabte Droste-Hülshoff wurde 1812-19 von A. M. Sprickmann literarisch gefördert. Sie versuchte sich in allen literarischen Gattungen, veröffentlichte jedoch vor ihrem 40. Lebensjahr nichts. Seit 1825 hielt sich Droste-Hülshoff mehrfach im Rheinland, besonders in Bonn, auf. Die unerfüllte Liebe zu dem viel jüngeren L. Schücking 1837-46 führte zu starken seelischen Spannungen. Seit Herbst 1841 lebte sie meistens, ab 1846 ständig auf der Meersburg (am Bodensee) bei ihrem Schwager J. von Lassberg.
 
Droste-Hülshoff gehört zu den bedeutendsten deutschen Lyrikerinnen (»Gedichte«, 1838; erweitert 1844, darin auch vier Versepen). Ihre frühen religiösen Gedichte, gesammelt in dem Zyklus »Das geistliche Jahr«, erschienen erst postum 1851. Am eindrucksvollsten sind ihre Naturgedichte und Balladen, die häufig in der Landschaft ihrer westfälischen Heimat spielen (»Heidebilder«, 1841/42, darunter »Der Knabe im Moor«). Den Höhepunkt ihrer späten Lyrik bilden die 1843/44 entstandenen Gedichte (»Mondesaufgang«, »Im Grase«, »Durchwachte Nacht«).
 
Hohe Sensibilität, realistische Beobachtung des Kleinsten und scheinbar Bedeutungslosen, die Erfahrung der Bedrohung menschlichen Daseins durch Naturgewalten verbinden sie mit anderen Dichtern (A. Stifter, E. Mörike) ihrer Epoche; ihre Kunst weist aber auch schon auf symbolistische Dichtung voraus. Ihre Sprache vereint Sachlichkeit mit der Kunst, Stimmungen zu vergegenwärtigen.
 
Neben der Lyrik steht eine bedeutende, in vielem den Realismus vorwegnehmende Prosa: genau beobachtete westfälische Landschaftsbilder (»Bei uns zu Lande auf dem Lande«, erst nach ihrem Tod erschienen) und v. a. das vielschichtige »Sittengemälde« »Die Judenbuche« (zuerst 1842 im Stuttgarter »Morgenblatt«), in dem religiöse, psychische und soziale Erscheinungen kunstvoll zu einer Kriminalnovelle verbunden sind.
 
Ausgaben: Historisch-kritische Ausgabe Werke, Briefwechsel, herausgegeben von W. Woesler, auf 14 Bände in je 2 Teilen berechnet (1978 folgende); Sämtliche Werke, herausgegeben von B. Plachta und W. Woesler, 2 Bände (1994); Werke in einem Band, herausgegeben von C. Heselhaus (Neuausgabe 1995).
 
 
E. Staiger: A. v. D.-H. (Frauenfeld 31967);
 R. Schneider: A. v. D.-H. (1977);
 A. Haverbusch: Droste-Bibliogr., 2 Bde. (1983-84);
 M. E. Morgan: A. v. D.-H. (New York 1984);
 W. Gössmann: A. v. D.-H. (1985);
 U. Keppler: Die Droste (1985);
 C. Heselhaus: A. Droste (71986);
 P. Berglar: A. v. D.-H. (70.—73. Tsd. 1992);
 L. Schücking: A. v. Droste. Ein Lebensbild (Neuausg. 1992);
 W. Gödden: A. v. D.-H. Leben u. Werk (1994);
 H. Kraft: A. v. D.-H. (21996).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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